RITUALE

Ich möchte hier weniger auf die vielen Formen von Ritualen eingehen, sondern? Sondern gleich den Kern herausarbeiten. Dieser lautet: Rituale können unser zelluläres Gedächtnis erwecken und uns an uralte Lehren erinnern, die in unserer DNA gespeichert sind. Rituelle Handlungen begleiten unser menschliches Miteinander durch alle Zeiten und finden sich in allen Bewusstseins-Ebenen. Das ist wichtig zu verstehen. Denn ein archaisches Bewusstsein hat andere Riten wie ein magisches, ein mythisches, ein modernes, ein postmodernes oder ein integrales. Jede dieser sechs skizzierten Bewusstseins-Ebenen hat eigene Rituale und kreiert damit persönliche Bedeutung, die mit der jeweiligen Ebene korrespondiert. Immer geht es darum, mit einem Ritual eine spezielle Energie zu aktivieren, die zu einer Handlung führt. Ein Ritual aktiviert die Absicht, Wirklichkeit zu gestalten. Wenn wir das tief verstehen und verinnerlichen, dann wird klar, wie überaus bedeutsam Rituale sind. 

Der Bogen der Rituale

Dieser reicht weit. Von der simplen Wiederholung, wie beispielsweise das Zahnputz-Ritual bis hin zu komplexen Ritualen, wie z.B. eine japanische Tee-Zeremonie. Jeder Mensch, jede Familie, jeder Verein, jede Firma, jede Organisation, ob groß oder klein, ob lokal oder international … überall finden wir Rituale, die die jeweilige Kultur des Miteinander prägen. Es ist dabei gleichgültig, ob dies bewusst oder unbewusst geschieht. Ob Rituale einen statischen oder einen dynamischen Charakter haben, ob sie sakral sind, profan oder magisch. Ob sie positiv oder negativ angelegt sind; ob es Gewohnheits-, Initiations- oder Übergangsriten sind. Unser Verhalten ist stark ritualisiert. Und – wie gesagt – nicht jedem ist das bewusst. Rituale sind soziale Gewohnheiten.

Das Transformations-Ritual

Bei dieser Form des Rituals wird das Unbekannte eingeladen. Im Zentrum steht die Absicht, eine bestehende Form zu überschreiten und Neues zu kreieren. Das Ritual bietet in diesem Fall einen sicheren Rahmen. Bevorzugt einen Rahmen aus Achtsamkeit, Respekt und Liebe. Auch aus Sicherheit. Denn die oberste Regel eines Transformations-Rituals ist: Das, was während des Rituals gesagt wird, bleibt im Ritual-Raum. Und damit ist nicht nur der äußere Raum gemeint, sondern auch unser innerer.

Beispiel für ein Transformation-Ritual

Die Dyade. Dies ist ein Kommunikations-Ritual, dessen Sinn und Zweck darin besteht, einander in einem geschützten, eben in einem rituellen Raum etwas anzuvertrauen. Die Dyade ist im Grunde ein Heilritual, das deutlich zur Verbesserung der Lebensqualität beiträgt. Bei einer Dyade geht es darum, dass zwei Menschen einander gegenübersitzen und sich das Geschenk der ungeteilten Aufmerksamkeit machen. Beide einigen sich auf eine bestimmte Zeitspanne. Optimal sind fünf Minuten. Partner A spricht fünf Minuten zu einem Thema, über das sich beide vorher verständigt haben. Beispielsweise: „Sag mir, was du an mir schätzt?“ Oder: „Sag mir, was hat dich verletzt?“ Partner B hört während dieser Zeit konzentriert und höchst aufmerksam zu. Eine Unterbrechung ist ein absolutes „no go!“. Zustimmende oder ablehnende Gesten sind verpönt. Partner A bekommt damit die Möglichkeit, in sich zu spüren und aus diesem inneren Raum heraus zu sprechen. In Ich-Form! „Ich spüre …“ und ausgestattet mit der Sicherheit, dass das, was während des Rituals gesagt wird, im Ritual-Raum bleibt. Nach fünf Minuten: Beide bedanken sich kurz. Dann Wechsel. Nun spricht Partner B zur gleichen Frage. Gleiche Zeit. Danach bedanken sich beide. Und es gilt: Was gesagt wurde, wurde gesagt, wurde gehört und ist damit vorbei. Keine Diskussion! Die Dyade kann unbeschreiblich heilend sein. Etwas, das auf der Seele liegt, bekommt endlich den geschützten, den rituellen Sicherheits-Raum, ausgesprochen und damit befreit zu werden. Rituale können seelische Wunden heilen, können trösten und spektakuläre Momente einladen. Rituale sind Diener des Lebens.

 

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